Wie gelingt es, so zu reden, dass unsere Mitteilung die Adressaten erreicht und überzeugt? Damit beschäftigt sich die Rhetorik in Theorie und Praxis seit der Antike. Heute sprechen wir allgemeiner von kommunikativen Kompetenzen.
Wir alle können reden. Bei näherer Betrachtung haben wir es mit einem Vorgang zu tun, dessen Komplexität uns oft erst bewusst wird, wenn wir öffentlich reden müssen. Da sind erstens Inhalt und Mitteilungsabsicht, dann sind da zweitens unsere kommunikativen Instrumente Körper, Stimme, Emotion und drittens ist da der Kontext, der Stresspegel etc. Alle diese Faktoren beeinflussen sich gegenseitig und genau da setzt die Redeschulung ein: Wir lernen das Zusammenspiel dieser Faktoren gezielt zu handhaben. Meine Arbeit gilt dabei vor allem den Gesetzmäßigkeiten, die dem natürlichen Redevorgang zu Grunde liegen. Was sich immer wieder beobachten lässt: Sobald wir diese Gesetze durchschauen, können wir sie professionalisieren und – da sie sehr sinnvoll organisiert sind – arbeiten sie dann erfreulicherweise für uns...
Redetraining ist faszinierend und bereichernd, wenn wir es als eine doppelte Kunst der Vermittlung erkennen: Intern zwischen den Bereichen, die den Sprechvorgang betreffen: Mentale Absicht, Körper, Stimme, Emotion – je besser diese Aspekte miteinander interagieren, je überzeugender gelingt die externe Vermittlung, der Transfer unserer Botschaft nach außen. Ersteres ist ein wunderbares Lernfeld, Letzteres das uns leitende Ziel.
Wer wird da sitzen? Stellen Sie sich Ihr Publikum und einen Raum vor, wenn Sie Ihre Rede üben...
(Vortragssaal im Vielbertgebäude der Universität Regensburg. Foto: Wieland Kranich)
Öffentliche und berufsinterne Redeauftritte sind auch Inszenierungen. Das sollten wir als Chance begreifen. Der lässige Auftritt, der ganz nebenbei Eloquenz und Esprit versprüht kann ebenso Wirkung erzeugen, wie die präzise wohlüberlegte Rede, dazwischen liegt ein weites Feld von Optionen. Wir sprechen von rednerischer Performanz. Welch enorme Bedeutung dieser heute zukommt wird deutlich, wenn die Kommunikationsforschung feststellt: »Die Vermutungen, dass eine Person die notwendigen Kompetenzen [für eine Aufgabe] mit sich bringt, wird primär aus ihrer Performanz abgeleitet.«¹
Mein Anliegen ist es, Sie dabei zu unterstützen, die "Inszenierung" als einen Freiraum zu entdecken, den Sie in Ihrem Sinne gestalten können.
Rhetorische Kreativität umfasst inhaltliche und performative Aspekte. Inhaltlich geht es um den zweckmäßigen und geschickten Aufbau der Argumente und Informationen, sowie um die Fähigkeit einfallsreich und zugleich angemessen zu formulieren. Die performative Kreativität betrifft den natürlichen und variationsreichen körpersprachlichen Ausdruck und die Fähigkeit, situativ reagieren zu können, etwa in Form von Pausen, Strategiewechseln oder spontanen Einfällen. Nicht zuletzt sind eine sinnvolle Emotionspraxis (Empathie, Empörung, Freude) und das Wissen um ihre affektiven Wirkungen wesentliche Elemente der gelungenen Kommunikation.
Funken, Christiane, Stoll, Alexander, Hörlin, Sinje: Die Projektdarsteller: Karriere als Inszenierung.
Paradoxien und Geschlechterfallen in der Wissensökonomie. Berlin 2011.
Knape, Joachim: Allgemeine Rhetorik. Stuttgart 2015.
Knape, Joachim, Litschko, Achim (Hrsg.): Kreativität. Kommunikation – Wissenschaft – Künste. Neue Rhetorik 6. Berlin 2013.
Schirren, Thomas: Grundlagenartikel zur Rhetorik in: Ulla Fix, A. Gardt: Handbuch zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 31.1. Berlin, New York 2008.
http://www.rheton.sbg.ac.at/rheton/2018/06/grundlagenartikel-zur-rhetorik-von-thomas-schirren
Funken: 2011. 177-178.
Mehr über die Schwerpunkte meiner Arbeit erfahren Sie hier